04.-11.3.2022 – Tourenwoche Wipptal am Brenner
Kaiserwetter von A bis Z: Darüber hinaus hat die Skitourenwoche der Tourengruppe Strättligen im Wipptal im Tirol auch viel Abwechslung gebracht. Das Tal am Brenner mit seinen schönen Seitentälern und einladenden Hängen bot grossartige Skitourenerlebnisse.
Pulverschnee, Hartschnee, viel Schnee, wenig Schnee, Lärchen, Fichten, Latschen, Bergbräu, Radler, Ramazotti, Jägertee, Speckknödel, Apfelstrudel, Kaiserschmarren, Röstzwiebelbraten, Speck, Verlängerter, Doppelter, Forstweg, Rodelpiste, Steilhänge, Grate, Spitzen, Kreuze, Haubenmeisen, Raben, Schneehühner, Spitzkehren, Wedeln, Buckelpistenfahren, Helikopterfliegen … wer glaubt, eine Skitourenwoche unter ewig blauem Himmel sei eine monotone Sache, wird mit diesem Tagebuch eines anderen belehrt
Samstag, 5.3.2022, Rötenspitze, 2481 m: Giuliano, der Südtiroler Bergführer unseres Vertrauens, führt uns von Matrei talaufwärts ins Obernbergtal. Vom Waldbauer gehen wir über eine Forststrasse hoch zur Kastnerbergalm, danach weiter durch lichten Wald, über weite Hänge und den felsigen Gipfel bis zum Kreuz der Rötenspitze, wo uns ein Panorama weit über den Brenner hinaus bis zu den Drei Zinnen in den Dolomiten erwartet. Über Südosthänge folgt die Abfahrt, dabei geschieht ein kleiner Zwischenfall mit grosser Wirkung: Ein Ski macht sich selbstständig und Walter landet mit dem Knie derart unglücklich auf dem Bindungskopf, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken ist. Die Retter aus der Luft sind rasch zur Stelle und der Patient kommt zu einem nicht geplanten Helikopterflug sowie Spitalaufenthalt im Landeskrankenhaus Hall bei Innsbruck.
Sonntag, 6.3.2022, Pfoner Kreuzjöchl, 2640 m: Neuer Tag, neues Tal und noch zu neunt steigen wir vom sonntäglich stark frequentierten Parkplatz im Navis Tal über einen Forstweg bergan. Vorbei an Schneeverwehungsbauten, über eine Hochebene und einen Bergrücken gelangen wir zuletzt zu Fuss auf den felsigen Gipfel. Unter uns der runde Abschluss des Tales, so riesig, fast das ganze Berner Oberland würde darin Platz finden. Nach einer schönen Abfahrt über weite Hänge, darf der kulinarische Teil nicht fehlen, diesmal beim Kirchenwirt in Navis, wo der Schreibende eine herrliche Speckknödelsuppe verköstigt.
Montag, 7.3.2022, Vennspitze, 2390 m: Wir fahrenins Tiroler Valser Tal. Von Padaun geht es über Wiesen und Waldschneisen in die Höhe, vorbei an winterschlafenden Lärchen, auf denen Haubenmeisen erste Frühlingslieder zwitschern. Über mehrere Geländestufen steigen wir dem Gipfel entgegen und über einen steilen Kamm erreichen wir zu Fuss die Spitze. Hübsch nach der rassigen Abfahrt der Berggasthof Steckholzer, wo ein königlich mundender Kaiserschmarren auf der Speisekarte steht.
Dienstag, 8.3.2022, Kleine Kreuzspitze, 2518 m: Ein Abstecher ins nahe Südtirol darf in dieser Woche nicht fehlen. Auf dem Programm steht nach der Fahrt über den Brennerpass der Besuch des Ratschings Tal bei Sterzing. Auf uns wartet die Kleine Kreuzspitze, ein schöner Skitourenberg in den Stubaier Alpen, den wir über Fahrstrassen und Alpgelände nach knapp vier Stunden erreichen. Auch hier gibt’s am Schluss eine Kletterpartie, grossartig danach das Panorama von der Kleinen Kreuzspitze. Zurück im Hotel, ist auch Walter wieder da! Operation gelungen, Patient auf dem Weg der Besserung!
Mittwoch, 9.3.2022, Hoher Napf, 2247 m: Diese Tour sei «technisch etwas anspruchsvoller», meinte Giuliano am Vorabend. Will heissen, gleich vom Parkplatz in Schmirn geht es steil aufwärts, Spitzkehre reiht sich an Spitzkehre, so dass unsere Hüftgelenke ordentlich mobilisiert werden. Weiter oben wird das Terrain lieblicher und die Lärchen träumen dem Frühling entgegen. Die Veteranen unter ihnen, stehen bereits seit hunderten Jahren am Berg. Für uns gibt es eine kleine Pause auf dem Rauen Kopf, mit Abfellen, Abfahrt, Anfellen und Aufstieg zum Hohen Napf. Es ist ein steiler Zahn, womit er mit dem Emmentaler Napf kaum verwandt sein dürfte. Auf dem Kamm duftet es nach Heu, in der Abfahrt gibt es Pulverschnee, danach Buckelpisten und Heidy landet fast im Bach. Die Berggasthäuser sind diesmal zu, dafür gibt’s in Steinach eine Schokoladenroulade XXL in der Grösse einer fliegenden Untertasse.
Donnerstag, 10.3.2022, Naviser Kreuzjöchl, 2536 m: Am letzten Tag geht’s nochmals ins Navistal, einem Tal ohne Talsohle übrigens. Das Trassee des kleinen Skiliftes am Ort wird von einer Strasse gequert. Eine bediente Barriere sorgt dafür, dass sich Autos und SkifahrerInnen nicht in die Quere kommen … wir steigen über einen Schlittelweg vorbei an der Naviser Hütte und Stöcklalm auf, nach einer Steilstufe sowie einer Kamm- und Gratwanderung erreichen wir auch diesen Gipfel souverän. Ein letztes Picknick am erneut fast windstillen Berg und eine letzte Abfahrt über letzte Resten Pulverschnee sorgen für einen würdigen Abschluss.
Und schon ist sie wieder vorbei, die Tourenwoche der Tourengruppe Strättligen. Mit schönen Erlebnissen am Berg und im Tal. Mit Ausblicken und Einsichten hoch über den Niederungen des Alltags. Mit viel Freude, Frieden und Kaiserschmarren. Danke Giuliano für die umsichtige Leitung! Danke der Hotelcrew für die Gastfreundschaft! Danke allen für die gute Laune und Kameradschaft!
Bergführer: Giuliano Zugliani
Teilnehmende: Monika, Heidy, Beatrice, Corinne, Walter, Adrian, Simon, Roger, Godi
Unterkunft: Parkhotel in Matrei am Brenner
Text: Godi
Fotos: Adi, Simon, Godi, Walä